„Die medizinisch-ökonomische Dimension unserer Praxis muss besser evaluiert und fester Bestandteil der Ausbildung werden“

In den letzten zehn Jahren hat sich die medizinische Landschaft durch die Einführung von Biotherapien und sogenannten „zielgerichteten“ Behandlungen wie Immuntherapien grundlegend verändert. Diese Fortschritte markieren einen entscheidenden Wendepunkt in der Behandlung vieler schwerer Krankheiten, insbesondere in den Bereichen Krebs, hämatologische Erkrankungen, seltene genetische Erkrankungen oder Autoimmunerkrankungen.
Wir können uns über diese wissenschaftliche Begeisterung und die erzielten großen Fortschritte freuen, die die Prognosen bisher hoffnungsloser Patienten verbessern. Die Kostenexplosion, die durch die Ausweitung der Indikationen für diese innovativen Medikamente noch verstärkt wird, stellt jedoch eine Bedrohung für die finanzielle Nachhaltigkeit unseres Gesundheitssystems dar.
In unserem Behandlungsspektrum sind Behandlungen mit jährlichen Kosten von über 300.000 Euro pro Patient keine Seltenheit mehr. Manche Gentherapien können für einen einzelnen Patienten bis zu 3 Millionen Euro kosten. Diese Summen lassen sich zwar durch den großen klinischen Nutzen und die Seltenheit der Indikationen rechtfertigen, sind aber mit zunehmender Verschreibungsdichte kaum noch zu stemmen.
Das Beispiel des Haushalts der Henri-Mondor-Universitätskliniken (Assistance publique-Hôpitaux de Paris) im Jahr 2024 verdeutlicht diese Entwicklung konkret. Von einem Gesamtbudget von 940 Millionen Euro, davon 516 Millionen für die Bezahlung der 9.000 dort tätigen Fachkräfte und 108 Millionen für Hotelkosten, belaufen sich die jährlichen Ausgaben für Medikamente für Krankenhauspatienten auf 142 Millionen Euro. In dieser Summe sind 103 Millionen teure Moleküle enthalten, die hauptsächlich zur Behandlung von Pathologien im Zusammenhang mit Krebs, Hämatologie, Autoimmun- oder genetischen Erkrankungen eingesetzt werden. Hinzu kommen 164 Millionen innovative Moleküle, die den Patienten nach ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus verschrieben werden.
6,3 Milliarden EuroDies bedeutet, dass in einem Krankenhaus, das Zehntausende von Patienten mit häufigeren medizinischen und chirurgischen Erkrankungen behandelt, fast 267 Millionen Euro für teure Moleküle ausgegeben wurden.
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lemonde